Neubau


DEFH Stelzenackerweg, Binningen

Ein Haus für zwei Schwestern mit ihren jeweiligen Familien. Eine besondere Ausgangslage, die das Konzept geleitet hat und die Prämisse für die Projektentwicklung vorgab: Ein Gefüge zu entwickeln, das ein Zusammenleben zwischen den beiden Familien berücksichtig und doch genügend Freiraum für das Eigene lässt. 

Nach viel Überzeugungsarbeit war es möglich, die Bauparzelle über einen Erschliessungstunnel der Nachbarparzelle an die eine Zufahrtsstrasse anzubinden, weshalb der Garten ohne Carports auskommen und zugleich einen fliessenden Übergang zum Weideland erhalten kann. 

Der Längskörper entwickelt sich anhand einer Enfilade, einer Raum- bzw. Zimmerflucht, südwärts in die Tiefe. Diese bis auf die Barockzeit zurückgehende Zimmerflucht ist eine Grundriss- und Gestaltungsform, die eine fluchtende Aneinanderreihung von Räumen bildet.

Der mit einer Holzfassade (Anstrich mittels natürlich pigmentierter Schlammfarbe, dunkel Moosgrün) versehene Hauskörper, den eine Sichtbetonwand in zwei gleichwertige Teile trennt, verfügt über differenzierte Raumqualitäten für beide Parteien, denen die gesamte, intensiv begrünte Dachfläche als eigentliches «Roof Deck» zur Verfügung steht. Ebenso kulminiert das Zusammenleben in den gemeinsamen Aussenräume, etwa im Hartplatz für die Kinder oder im Gemeinschaftspool mit Lounge – während sich die privaten Bereiche bzw. der Garten sowohl im Osten als auch Westen entlang der Längsseite positionieren. 

Ein Patio bringt natürliches Licht ins Untergeschoss und gliedert in den oberen Geschossen zugleich den Grundriss, schafft Bezüge zwischen den einzelnen Begrünungen und lässt Ausblicke in die Aussenräume zu.Das äussere Erscheinungsbild hat einen verspielten Charakter. Lärchenholzstäbe und Latten verschiedener Abmessungen bilden die Hülle, die mal eben und flach, mal aufgefächert und als Filter für die dahinterliegenden Räume erscheint, mal ist sie stark rhythmisiert und bewirkt bei direktem Sonnenlicht einen ebenso starken Kontrast. Licht und Schatten und dieses unregelmässig taktierte Wechselspiel zwischen Durchsicht und Füllung, kombiniert mit dem Filigranen der Stäbe bewirkt eine beinahe textile Wirkung. Ein das Haus umgebender Schleier, der etwas Verträumtes der Gesamterscheinung mitgibt auf der einen Seite – ein Zustand zwischen Tektonik und abstraktem Gitter auf der anderen Seite. Das Haus fügt sich optisch harmonisch in die gebaute und grüne Umgebung ein. Diese Verschmelzung bis zu den umliegenden Sträuchern und Bäumen symbolisiert die sich wie auflösende Pergola auf dem Dach.


Projekt:Neubau DEFH Stelzenackerweg, Binningen
Bauherrschaft:Privat
Programm:Neubau
Phasen:Entwurf/Konzeption, Ausführungsplanung und Realisation
Jahr:2022 - 2024
Bilder:Michael Fritschi, foto-werk GmbH, Basel